Was bedeutet Abhalten bei Babys?
Das Abhalten bei Babys ist ein Teil der Säuglingspflege, die auch als "Elimination Communication" (EC) bekannt ist. Das Baby wird zum Ausscheiden über ein Töpfchen, das Waschbecken oder die Toilette gehalten.
Entweder nutzt man Zeitpunkte zu denen das Baby ohnehin gewickelt, gewaschen oder umgezogen wird und hält dann ab, oder man erlernt durch das Beobachten der Körpersprache und des Rhythmus des Babys, sowie mit Feingefühl und Aufmerksamkeit, zu erkennen, wann es Zeit wird, das Baby abzuhalten.
Diese Methode verringert Bauschmerzen bei Babys, stärkt die Kommunikation und das Verständnis zwischen Eltern und Kind und führt zu einer einfacheren und früheren Sauberkeitsentwicklung des Kindes.
Weitere Vorteile wie Geldersparnis, der Umweltgedanke, sowie den Schutz der Gesundheit des Babys werden in den nächsten Absätzen besprochen.
Abhalten wird auch als die Windelfrei Methode bezeichnet. Windelfrei bedeutet in diesem Zusammenhang jedoch nicht, dass Babys dabei nie eine Windel tragen. Ganz im Gegenteil. In den meisten Fällen trägt das Baby eine sogenannte Backup-Windel. Dabei handelt es sich um ein Windelsystem, welches extra für das Praktizieren von Abhalten konzipiert wurde. Sie lässt sich schnell öffnen und wieder schließen und vereinfacht dadurch das Abhalten des Babys um ein Vielfaches. Gelangt Urin oder Stuhl in die Windel, wird dies genauso aufgefangen, wie in einer herkömmlichen Windel.
Wie funktioniert Abhalten?
Am einfachsten kannst du mit dem Abhalten deines Babys beginnen, indem du Standardwickelsituationen nützt und dein Baby vor dem Anlegen einer frischen Wegwerfwindel oder Stoffwindel über ein Töpfchen, die Toilette oder das Waschbecken hältst. Dafür gibt es 2 Positionen, die sich für das Abhalten deines Babys besonders eignen.
Wiegehaltung: du nimmst dein Baby in den Wiegegriff und positionierst unter dem Po ein Abhaltetöpfchen oder stehst vor einem Waschbecken. Nun kannst du zum Beispiel das „psssssss“ Geräsch machen, ein sogenanntes Schlüsselsignal, dies hilft deinem Kind bald zu erkennen wann es sich erleichtern kann. Atme tief durch und versuche dich zu entspannen. Hab‘ ein wenig Geduld und vielleicht landet sogar gleich schon etwas im Töpfchen oder dem Waschbecken.
Anhock-Spreizhaltung: sobald es sich für dich gut und sicher anfühlt, und dein Baby ein wenig Körperspannung hat, kannst du versuchen, dein Baby in der Anhock-Spreizhaltung abzuhalten. Auch das geht am besten über einem Waschbecken oder einem Töpfchen.
Wann Baby Abhalten?
Weitere geeignete Situationen, in denen du versuchen kannst dein Baby abzuhalten:
- Nach dem Aufwachen
- Nach dem Tragen in einer Tragehilfe
- Bevor man das Haus verlässt
- Wenn man wieder nach Hause kommt
- Während dem Stillen
- erst die eine Brust geben, dann Abhalten, dann die andere Brust geben oder während dem Stillen in Wiegehaltung einfach ein Töpfchen drunter schieben
- Wenn du an der Körpersprache deines Babys erkennst, dass es einmal muss
- Wenn du das Gefühl hast, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre.
Signale deines Babys?
Signale des Babys, welche auf das Ausscheidungsbedürfnis hindeuten können sind: Brabbeln, durchstrecken, Grimassen schneiden, Weinen, Unruhe oder Blähungen. Diese Signale unterscheiden sich oft je nach Alter deines Kindes.
Es kann sein, dass dir das alles sehr kompliziert und aufwändig scheint und unpassend für den manchmal ohnehin sehr fordernden Alltag mit deinem Baby. Dann lass dir nur eines gesagt sein: Nimm dir und deinem Kind den Druck raus und atme tief durch. Zu Beginn geht es lediglich darum, statt dem Wechseln einer vollen Windel deinem Baby ein Töpfchen anzubieten, in welchem es ausscheiden kann. Es ist gut möglich, dass Abhalten gleich drei Mal hintereinander nicht klappt. Gib' nicht auf und versuche es einfach in einer anderen Situation noch einmal. Jedes Kind ist anders und hat individuelle Bedürfnisse. Das zeigt sich beim Abhalten besonders deutlich. Mit der Zeit wirst du und dein Baby immer besser darin, die Bedürfnisse des anderen zu verstehen.
Warum Babys abhalten?
Abhalten/die Windelfrei Methode bietet viele Vorteile für Eltern und Babys:
- Durch das Abhalten und die damit verbundene intensivere Kommunikation zwischen Eltern und Kind wird deren Bindung gefördert.
- Abhalten unterstützt dein Baby aktiv beim Ausscheiden und führt somit dazu, dass Bauschmerzen, Blähungen oder 3 Monatskoliken vermieden werden können.
- Die Windelfrei Methode reduziert die Müllmenge an Abfall durch Windeln um ein Vielfaches. Im Vergleich zum Wickeln mit herkömmlichen Wegwerfwindeln kann bis zu einer Tonne Windelmüll gespart werden. .
- Durch das Verwenden alternativer Windelsysteme schonst du die Gesundheit deines Babys indem du es vor unnötigen Chemikalien schützt.
Ab wann kann ich beginnen mein Baby abzuhalten?
Viele Eltern fragen sich, ob man damit schon direkt nach der Geburt beginnen muss oder ob es auch später noch möglich ist. Die Antwort darauf ist: Es gibt nicht diesen einen Zeitpunkt, an dem man mit der Windelfrei Methode starten muss. Windelfrei kann man sowohl ab Geburt als auch in den ersten Lebensmonaten oder sogar im zweiten Lebensjahr beginnen.
Der große Vorteil, wenn man schon direkt nach der Geburt mit dem Abhalten des Babys beginnt, ist, dass das Baby die Signale seines Körpers noch sehr deutlich wahrnimmt und einfacher darauf reagieren kann. Eltern können so von Anfang an feinfühlig auf die Bedürfnisse ihres Kindes eingehen.
Denn grundsätzlich geht man davon aus, dass der Instinkt eines Babys, sich nicht selbst einzunässen, in den ersten drei Monaten am stärksten ist. Dies äußert sich bei Neugeborenen oft darin, dass sie nach dem Öffnen der Windel sofort zu urinieren beginnen. Weiters kommt es in den ersten Monaten oftmals zu den 3-Monats Koliken, welche genau aus dem körperlichen Instinkt "einzuhalten", bis frei ausgeschieden werden kann, kommen. Auch wenn bei dir und deinem Baby die ersten 3 Monate bereits vergangen sind, ist es nicht zu spät, es mit Windelfrei zu versuchen!
Wichtig ist, dass der Prozess flexibel und stressfrei gestaltet wird, sowohl für das Kind als auch für die Eltern. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in dem Bewusstsein der Eltern für die Kompetenz des Babys. Sobald wir beginnen, daran zu glauben, dass unsere Babys ab Geburt die Kompetenz haben, außerhalb der Windel auszuscheiden, wird es uns gelingen diesen Weg mit unseren Kindern zu gehen.
Weg vom Dogma, hin zur Verbindung und Leichtigkeit.
Beim Abhalten des Babys, also dem Praktizieren der Windelfrei Methode, ist es wichtig, sich nicht zu sehr auf strikte Regeln zu versteifen. Anstatt dogmatisch zu sein, kann man einen flexiblen Ansatz wählen, der zu den individuellen Bedürfnissen und dem Alltag der Familie passt. Ein Mittelweg kann dabei sehr hilfreich sein: Abhaltekleidung, Wegwerfwindeln und/oder Stoffwindeln lassen sich wunderbar kombinieren. So kann man zum Beispiel tagsüber gezielt abhalten und nachts oder unterwegs auf herkömmliche Windeln zurückgreifen. Dieser pragmatische Ansatz ermöglicht es, die Vorteile der Windelfrei Methode zu nutzen, ohne sich unnötigem Stress auszusetzen. Wichtig ist, dass sich Eltern und Kind wohlfühlen und die Methode entspannt in den Alltag integriert werden kann.
Funktioniert Abhalten wirklich?
Windelfrei kann jedes Elternteil mit seinem Baby praktizieren.Es braucht weder eine Superpower, eine Begabung oder sonstige andere Voraussetzungen um Windelfrei auszuprobieren – lediglich die Bereitschaft es zu tun und auszuprobieren. Wie bei allen Themen der Elternschaft ist auch der Umgang mit dem Neugeborenem in Hinblick auf Windelfrei eine Herausforderung, für die man sich Zeit nehmen sollte, um eine entspannte Basis zu schaffen. Ganz ohne Druck und Stress. Irgendwann wird alles zur Normalität.
Selbst wenn man am Anfang das Gefühl hat, nie zu bemerken, wann das Baby ausscheiden muss und keine Signale zu erkennen scheint, sei dir sicher – irgendwann wirst du es merken. Es ist wichtig, dass du dir und deinem Kind Zeit gibst, sich in aller Ruhe kennenzulernen und eine gute Verbindung als Basis eurer Beziehung aufzubauen.
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Wir haben unsere Community nach Ausscheidungssignalen bei deren Babies gefragt und das sind die Antworten:
Ausscheidungssignale ab Geburt:
- an- und abdocken beim Stillen
- Hohes Quietschen/Fiepen
- Ganz bestimmtes Geräusch/Meckern
- „Heh“-Laut (Dunstan Babysprache)
Ausscheidungssignale ab 3 Monaten:
- Im Schlaf auf dem Bauch nach vorne robben
- auf den Bauch drehen, Knie unter sich, Po in die Luft
- strampeln
- sich strecken
- In der Trage nach oben schauen, intensiver Augenkontakt (für Kacka)
- Unruhig in der Trage/raus wollen
- von spielender/ruhiger Rückenlage in Bauchlage drehen
- plötzliches quengeln/Ansatz zum weinen bei anderen Bezugspersonen (z.B Oma) obwohl gerade vorher alles noch gepasst hat -> zurück wollen zur Mama/Papa
- auf dem Bauch liegend „Hüey“ sagen (für Pipi)
- Abdocken von der Brust und sich wegdrehen
Ausscheidungssignale ab 6 Monaten:
- Auf dem Bauch liegend Beine überkreuzen
- Vom Spielort wegkrabbeln
- Von Decke, Schoß, Hochstuhl „runter“ oder „weg“ wollen
- Sich von der Brust wegrollen
Ausscheidungssignale ab 9 Monaten:
- raus wollen aus dem Hochstuhl während dem Essen (obwohl vl. noch nicht viel gegessen wurde)
- zum Töpfchen blicken/suchender Blick
Ausscheidungssignale ab 12 Monaten:
- unbedingt raus wollen aus Hochstuhl/Kinderwagen/Autositz
- unbedingt runter, beim Tragen
- Tiefe Hocke + Ankündigungspups
- typische „Press-/ Drückgeräusche“ mit errötetem Kopf
- sich in eine Ecke/ unter den Tisch zurückziehen
- kaum bis keine Bewegung
- während oder nach einer Mahlzeit müssen
Ausscheidungssignale ab 18 Monaten:
- Sich in den Schritt kneifen
- Zappelig werden, mit den Beinen wippen
- Es sprachlich benennen oder sogar ankündigen